KiebitzschwarmDie Fachliteratur zeugt davon, dass schon um 1900 die Lewitz als Vogelparadies bekannt war. Der Nestor der modernen Vogelkunde in Mecklenburg R. Kuhk (1939) nennt folgende Besonderheiten der Brutvögel der Lewitz (M = Mecklenburg):Seggenrohrsänger (sehr häufig), Kornweihe (Hauptbrutplatz in M), Wiesenweihe (einziger Brutplatz in M), Sumpfohreule (vereinzelt bis mehrzählig brütend), Flussseeschwalbe (1.000 Paare, größte Kolonie in M), Trauerseeschwalbe (70 Paare, größte Kolonie in M), Lachmöwe (1.000 Paare), Großtrappe (eines der Hauptbrutgebiete in M), Birkhuhn (einer von vier Beständen in M), Kolbenente (eins von drei Brutgebieten in ganz Deutschland), Pfeifente (einziger bekannter Brutplatz in M), Spießente (vereinzelt), Moorente (selten), Schwarzhalstaucher (25-30 Paare), Wachtelkönig (zahlreich), Kampfläufer (20 Paare), Uferschnepfe (4-12 Paare), Alpenstrandläufer (vereinzelt), Doppelschnepfe (vereinzelt), Triel. Entwässerung und intensive Nutzungen ab den 1960er Jahren haben viele dieser Arten verschwinden lassen. Bei den Unterhaltungsnahmen an den Wasserstraßen (Mitte der 1990er Jahre) wurden entgegen der Artenschutzverordnung von 1989 und der Vogelschutzrichtlinie der EG von 1979 viele Lebensräume vernichtet.
Die Kombination großflächig ausgeprägter Wasserflächen (Fischteiche, Neustädter See) mit ausgedehnten Grünländereien, die im Nordteil ausgebildeten Waldgebiete sowie die fast fehlende Besiedlung machen das Gebiet trotzdem auch heute noch anziehend für Brutvögel, Durchzügler, Mausernde und Überwinterer.

KiebitzeSingschwanBedeutung für Rastvögel
Aus der genannten Landschaftsstruktur ergibt sich die besondere Eignung des Gebietes für rastende, mausernde und überwinternde Wasser- und Watvögel. Es sind 196 Vogelarten bekannt, die das Gebiet zur Rast nutzen. Während die Wasserflächen, insbesondere die bespannten Teiche, als Schlafplätze genutzt werden, bieten die Grünlandflächen aufgrund ihres offenen Charakters sowie ihres nährstoffreichen Futters ideale Habitate zur Rast und Nahrungsaufnahme während des Vogelzuges. Die Kriterien der Ramsar-Konvention für die Bewertung von Feuchtgebieten internationaler Bedeutung, speziell für Wasser- und Watvögel, werden weit übertroffen. Von Saatgans, Bleßgans, Schnatterente, Löffelente, Tafelente, Singschwan und Zwergschwan wird die 1 % Grenze der Gesamtpopulation deutlich überschritten. Den geforderten 20.000 Tieren stehen 1995 und 1996 allein bei nordischen Gänsen mehr als 50.000 Tiere gegenüber. 10.000 - 16.000 mausernde Enten sind in den Monaten Juni bis September besonders gegen Störungen empfindlich und fanden bisher hier Ruhe und Nahrung. Das Auftreten des Zwergschwanes von Januar - April und Oktober - Dezember als Durchzügler (und evtl. Überwinterer) einer kleinen Population muss besonders beachtet werden.

FischadlerBedeutung für Brutvögel
Die ehemals enorme Bedeutung der Lewitz als Brutgebiet ist heute stark eingeschränkt. In den 1960er und 70er Jahren kam es, bedingt durch die Komplexmelioration, zu einem drastischen Einschnitt im Brutgeschehen vieler Arten. Davon betroffen waren insbesondere die typischen Arten des feuchten Grünlandes und der feuchten Wälder.
Die meisten als Charaktervögel der Lewitz geltenden Vogelarten wie Brachvogel, Uferschnepfe, Rotschenkel, Bekassine und Wiesenweihe, die z. T. noch; bis in die frühen 70er Jahre vorkamen, sind heute verschwunden oder brüten nur noch sporadisch. Schwarzstorch und Schreiadler sind auch in den Feuchtwäldern der Lewitz zur Zeit nicht vorhanden. Auch im Teichgebiet sind anspruchsvolle Arten wie Schwarzhalstaucher Tüpfelralle, Kolbenente und Flussseeschwalbe rar geworden oder sie fehlen ganz.
Derzeit sind im Gebiet 137 Brutvögel bekannt. Davon sind Rothalstaucher, Rohrdommel, Fisch- und Seeadler, Kleines Sumpfhuhn, Rohrschwirl und Bartmeise hervorzuheben, deren Brutbestand in der Lewitz über 1 % des Gesamtbrutbestandes in Deutschland liegt. Alle genannten Arten sind an die Fischteiche gebunden, d. h. sie nutzen die Teiche als Brut- und/ oder Nahrungshabitat.
SeeadlerDie Brutvögel des Waldes sind durch das Vorkommen von Zwergschnäpper, Mittelspecht, Seeadler, Waldschnepfen, Waldwasserläufer zumindest regional bedeutsam. Die Anhebung des Wasserstandes die Erhöhung des Altholzanteiles und des stehenden Totholzes würde weitere positive Effekte bringen.
Als besorgniserregend muss die Situation der Wiesenbrüter in der Lewitz eingeschätzt werden. Kiebitz, Uferschnepfe, Brachvogel, Wachtelkönig und Braunkehlchen brüten in nicht ausreichender Zahl auf diesen großen Flächen. Die intensive Bearbeitung des Grünlandes (Walzen, Schleppen, hohe Besatzdichte von Weidevieh), verbunden mit einer tiefgreifenden Entwässerung, lassen den Brutvögeln kaum eine Chance. Hier wieder die Zahlen der Brutvögel um 1960 zu erreichen, ist wohl kaum möglich. Aber ein gutes Management kann auch hier eine Verbesserung erhoffen. Die Entwicklung von Teilflächen (z. B. Spornitzer Wiese) mit erneuter Feuchtstellenbildung und damit Auftreten von Uferschnepfe und Brachvogel als Brutvogel sind als Leitbild anzusehen.

SilberreiherEntwicklungspotenzial des Gebietes
Die Lewitz kann als Rastgebiet nur erhalten werden, wenn auch weiterhin eine Nutzung der Fischteiche sowie eine Nutzung der Grünlandgebiete erfolgt, da anderenfalls die Landschaftsstruktur in Frage gestellt ist. Für die Entwicklung der Lewitz als Brutgebiet ist jedoch eine Extensivierung der Nutzungen auf Teilflächen unverzichtbar. Angestrebt werden sollte eine extensive fischereiliche Nutzung auf den strukturreicheren Teichen sowie eine extensive landwirtschaftliche Nutzung in Verbindung mit höheren Grundwasserständen auf 1/3 der Grünlandflächen.
Das Entwicklungspotenzial für die Anpassung des Wasserhaushaltes an die Erfordernisse des Naturschutzes ist in der gesamten Lewitz als hoch zu bezeichnen.

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